Süddeutsche Zeitung: Wie Hass und Hetze Politiker verändern

Die Süddeutsche Zeitung hat mit mir und anderen Politiker*innen über Erfahrungen mit Drohungen, verbalen Aggressionen, Sexismus und Hassnachrichten gesprochen. Diese Hassbotschaften sollen insbesondere progressive Politikerinnen einschüchtern, aber sie verfehlen ihren Zweck. Sie liefern immer uns immer wieder neue Motivation, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der Menschen ohne Angst verschieden sein können.

Ich finde es problematisch, dass im Artikel ein Politiker der AfD als ein Fall unter vielen aufgeführt wird. Natürlich heiße ich die Drohungen, die ihm widerfahren sind weder gut, noch würde ich sie rechtfertigen. Das Phänomen einer Verrohung politischer Debatten ist ein Problem, dass explizit mit dem Erstarken der Neuen Rechten und einer damit einhergehenden Infragestellung der Universalität der Menschenwürde einhergeht. Diese Entwicklung wird von der AfD nicht nur instrumentalisiert, sondern aktiv mitbefeuert. AfD-Politiker, die zum Beispiel eine Unterstützung von Seenotrettung mit einer Unterstützung von Schleppern gleichsetzen oder die Zeit des Nationalsozialismus zum „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte erklären, befeuern die Maschinerie des Hasses gegen jene, die sich für eine gründliche Aufarbeitung der NS-Geschichte und der Verbrechen Nazideutschlands einsetzen oder mit Seenotretter*innen solidarisch erklären. Insofern ist die AfD mehr Motor dieser Verrohung, als selbst Opfer.

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